Wir sind jetzt #EmotionalVerfügbar
Es ist so weit: Wir starten unsere vierte Mission „Emotional verfügbar“. Diesmal trommeln wir Expert*innen und Organisationen zusammen, um gemeinsam Gefühle als politische Gestaltungskraft zu stärken.

Foto: TSD Studio / Unsplash
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Gezielte Anfeindungen erfordern klare Antworten: Matthias Müller zeigt auf, wie Bibliotheken im wachsenden Kulturkampf Haltung zeigen und demokratische Räume sichern.
Der Kulturkampf von rechts ist keine neue Erscheinung. In den letzten Jahren hat er sich jedoch spürbar verschärft und professionalisiert. Seit vielen Jahren gehört er zum ideologischen Werkzeugkasten der „Neuen Rechten“ und ist heute fester Bestandteil rechtsextremer Strategien, nicht nur in Deutschland. Was auf dem Spiel steht, ist nichts weniger als die demokratische Gesellschaft selbst. Es geht in diesem Kulturkampf darum, in allen gesellschaftlichen Bereichen progressive gesellschaftliche Entwicklungen rückgängig zu machen und emanzipatorische Kräfte zu stoppen, die angeblich „das Volk“, „die Identität“, „die Familie“, „die Heimat“, „die Kultur“ etc. bedrohen und zersetzen. Die „Neue Rechte“ will so auch politisch an Einfluss gewinnen und ihre Vorstellungen umsetzen. Ihre Strategie ist es, antidemokratische Inhalte vor allem auf publizistischen Wegen in die Gesellschaft hineinzutragen und die Grenzen dessen zu verschieben, was gelesen und gesagt werden kann. Bibliotheken sind davon direkt betroffen – als öffentliche Räume für Debatte, Bildung und Begegnung.
Rechtsextreme Akteur*innen haben längst erkannt, wie symbolträchtig Bibliotheken sind: Lesungen queerer Literatur werden mit parlamentarischen Anfragen attackiert, Mitarbeitende sehen sich bei Veranstaltungen mit gezielten Störungen oder Provokationen konfrontiert, Bücher werden beschädigt, rechte Propagandamaterialien heimlich platziert, Raumanmietungen erfolgen unter Tarnung und mit dem Ziel, die Institution zu instrumentalisieren. Dass auch Bücher von rechten bzw. rechtsextremen Autor*innen über Bestsellerlisten in die Regale gelangen, zeigt, wie vielfältig die Herausforderungen sein können.
In der Vergangenheit reagierten Bibliotheken pragmatisch auf Störungen und Einschüchterungen: Bücher wurden ersetzt, beschädigte Medien still repariert, Beschwerden abgewehrt. Doch zunehmend erkennen sie: Es reicht nicht aus, nur Symptome zu behandeln. Denn die Vorfälle nehmen zu, folgen einer politischen Strategie und zielen darauf ab, demokratische Räume zu delegitimieren sowie Akteur*innen zu verunsichern.
Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken sind demokratische Einrichtungen, die für eine pluralistische und offene Gesellschaft stehen. Sie sind Orte der Aufklärung, der Begegnung und des Miteinanders. Daher gilt es, sie zu schützen. Wenn demokratische Werte infrage gestellt oder angegriffen werden, müssen diese Orte sich klar positionieren und deutlich Haltung zeigen. Das klappt am besten, wenn sich Bibliotheken auf den Kulturkampf konzeptionell und strukturell vorbereiten.
Ein wirkungsvoller Schutz gegen rechte oder rechtsextreme Anfeindungen und Angriffe beginnt mit Klarheit im Selbstverständnis sowie mit der Umsetzung in die Praxis. Das kann bedeuten: Die Bibliothek hat ein Leitbild, das nicht nur gemeinsam erarbeitet, sondern auch gelebt wird. Daraus ergeben sich Instrumente, die konkret schützen:
Diese Maßnahmen entfalten aber nur dann ihre volle Wirkung, wenn sie nicht allein von der Leitung beschlossen, sondern im Team gemeinsam entwickelt und getragen werden. Mitarbeitende müssen in die Prozesse einbezogen sowie geschult und sensibilisiert werden – nicht als Reaktion auf Vorfälle, sondern präventiv. Nur so entsteht die Handlungssicherheit, die im Ernstfall gebraucht wird. Demokratische Räume lassen sich nicht allein durch Regeln und Maßnahmen auf dem Papier verteidigen, sie brauchen Menschen, die wissen, warum und wie sie Haltung zeigen.
Zahlreiche Bibliotheken zeigen bereits, wie es geht:
Diese Beispiele zeigen: Isolation macht verletzlich – Vernetzung macht stark.
Bibliotheken sind kein Zufallsziel rechter und rechtsextremer Angriffe, sondern gezielt gewählte Orte. Als sichtbare, zugängliche und diverse Räume stehen sie im Zentrum dessen, was antidemokratische Kräfte zurückdrängen wollen. Doch Bibliotheken sind diesen Angriffen nicht hilflos ausgeliefert. Wenn sie sich auf die eigene demokratische Verantwortung besinnen, sich organisatorisch absichern und mit anderen vernetzen, können sich Bibliotheken nicht nur schützen, sondern aktiv als Gegenpol im Kulturkampf fungieren.
Es braucht dafür einen ersten, bewussten Schritt: Sich im eigenen Team mit dem Auftrag und mit den Werten der Einrichtung auseinanderzusetzen. Daraus folgen mit der Zeit die richtigen Maßnahmen – individuell angepasst an Größe, Standort und politische Lage. Nicht alles muss auf einmal geschehen, aber einen Anfang zu machen ist entscheidend!
Den öffentlichen Raum sollten demokratische Positionen dominieren. Bibliotheken sind weit mehr als Dienstleisterinnen für Bücher – sie sind demokratische Infrastruktur und brauchen unseren aktiven Schutz!
Wie umgehen mit rechten Medien? Was tun, wenn Rechtsextreme damit drohen, eine geplante Lesung zu stören? Wie reagieren, wenn Bücher, die rechtsextreme Strategien analysieren, gezielt zerstört werden? Welche Handlungsspielräume haben Bibliotheken, wenn Rechtsextreme versuchen, Räume für ihre Veranstaltung bei ihnen anzumieten?
Die Handreichung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin „Alles nur leere Worte? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Bibliotheken“ nimmt diese Herausforderungen für Bibliotheken in den Blick. Die Broschüre stellt konkrete Anregungen, Tipps und Praxisbeispiele vor, die Akteur*innen vor Ort dabei unterstützen, eigene Handlungsstrategien zu entwickeln.

Es ist so weit: Wir starten unsere vierte Mission „Emotional verfügbar“. Diesmal trommeln wir Expert*innen und Organisationen zusammen, um gemeinsam Gefühle als politische Gestaltungskraft zu stärken.
Um Gefühle wie Angst und Scham zu vermeiden, ist die Unternehmerin, Aktivistin und Autorin Lisa Jaspers lange einer Vermeidungsstrategie gefolgt. Jetzt weiß sie: Kritik ist nicht das Ende, sondern ein Anfang.
Im Sommer haben wir in einem Open Call nach Projektideen für einen Demokratie-Guide für Bibliotheken gesucht. Zeit für ein Update aus dem Prozess.